Die Redaktion: Vorwort Die Redaktion

Versuch das mal. Versuch das mal, und schau wie weit du kommst. Schau wie weit du kommst, wenn du dich fragst, warum du das eigentlich alles machst. Warum du einen Roman schreiben willst, warum Lyrik, warum du den Kram studierst, warum du eine Literaturzeitschrift herausgibst, warum du dir eine kaufst, ja frag dich doch bloß mal, warum du liest.

Der zweite Heftteil der Sonderausgabe der BELLA triste 39 versammelt die Bekenntnisse elf junger Autorinnen und Autoren, die sich solchen Fragen direkt und indirekt gestellt haben. Diesen Texten zur Seite gestellt sind drei Essays, die über das Bekennen an sich sprechen, vor dem Hintergrund der Texte seine Bedeutung ausleuchten. Mit „Bekenntnis“ haben wir bewusst einen Begriff der Irritation gewählt: Sein geistesgeschichtlicher Rattenschwanz, sein zwischen Religiosität und Verruchtheit schwankender Sound kann abstoßen. Wozu soll ich mich denn bekennen? Ich muss mich doch für nichts rechtfertigen. Das Bekenntnis provoziert und fordert Position ein, es schließt ein „egal“ kategorisch aus. Es ist eine produktive Denkfigur, ein Werkzeug, mit dem sich eine neue Sicht auf die eigene Arbeit gewinnen lässt. Nicht ganz Poetik, nicht ganz Biografie, nicht ganz Manifest schwebt es zwischen diesen Polen, irgendwie. Denn ein Bekenntnis zu schreiben bedeutet, den sicheren Hafen zu verlassen und sich zu fragen, warum Literatur nicht egal ist – wenn sie nicht egal ist – und wie wir mit ihr leben wollen.

Es geht dabei nicht um formallogische Deduktionen, sondern um Lebensentwürfe mit und um Literatur, es geht darum, ein Warum mit einem Wie zu beantworten. Das ist der Modus dieser Sonderausgabe. Den Autorinnen und Autoren hielten wir alle Tore offen: Lyrik, Prosa, Drama, Tabellen, wissenschaftliche Abhandlungen, Zeichnungen und Zeichen. Wichtig war nur: Bekenntnisse sind radikal. Sie greifen etwas an und wenn nicht, dann verteidigen sie etwas mit aller Gewalt. Und setzen dabei stets beim Autor, bei der Autorin an, nicht an der Welt, nicht am Betrieb, sondern am Ich.

Versuch das mal.

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